Goldmünze gefunden aus 15. Jahrhundert, Ostseezeitung vom 18.8.2007

"Bei Rohrerneuerungsarbeiten zwischen Papen- und Sargmacherstraße wurde bei Ausgrabungen ein „Lübecker Feiner Gulden“ entdeckt.
Wismar Die Ausgrabungen rund um den Marienkirchhof sind zumindest für den 1. Bauabschnitt beendet, in dem der Entsorgungs- und Verkehrsbetrieb der Stadt (EVB) neue Rohrleitungen verlegt.

„In einem so geschichtsträchtigen Bereich ist es selbstverständlich, dass auch das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege auf den Plan gerufen wird und vor Ort ist“, so Gert Reichelt als Grabungsassistent aus diesem Amt, dessen Arbeitsplatz seit Juni zwischen Papenstraße und Sargmacherstraße war.

Viele Erkenntnisse haben er sowie Stefan Wigbrand und Martin Sass sammeln können – und auch zwei außergewöhnliche Funde gemacht. Zum einen war dies die Jakobsmuschel, auch Pilgermuschel genannt (OZ berichtete), und zum anderen eine Münze. „Stimmt. Es ist sogar eine Goldmünze aus dem 15. Jahrhundert, ein sogenannter Lübecker Feiner Gulden“, berichtete Gert Reichelt kurz bevor er Wismar verließ, um aber im September wiederzukommen. Was die Münze angeht, so wurde die in einem teiluntersuchten Keller eines Gebäudes am Beginn der Papenstraße gefunden, in unmittelbarer Nachbarschaft eines ehemaligen Stauraumkanals. „Angestrahlt“ hat sie mit ihrem Goldschimmer im Dunkel des alten Kellers Stefan Wigbrand, der, wie Gert Reichelt aus eigener Erfahrung weiß, „überglücklich war, diesen Fund gemacht zu haben“. Die Münze wird jetzt von Numismatikern genauer untersucht, bestimmt und datiert. Dieser Fund ist übrigens in den Besitz des Landes übergegangen, wie es laut Gesetz vorgeschrieben ist.

Außerdem kamen ungezählte Keramikscherben zum Vorschein, die in eine Schwindgrube – also eine Sickergrube für die Abwässer – gelangt waren. Aus welchen Gründen dies geschah, lässt sich heute kaum noch nachvollziehen. Zu den angesprochenen Erkenntnissen von Gert Reichelt und den beiden anderen Mitarbeitern des Landesamtes, die übrigens beide aus Wismar kommen, gehört zweifellos, dass der Marienkirchhof der einst ein Friedhof war. „Kurz nach 1830 hat es hier aber keine Bestattungen mehr gegeben, da die Stadt einen neuen Friedhof angelegt hat. Bis dahin hat es hier jedoch eine sehr große Bestattungsdichte gegeben. Wir haben über 200 Bestattungen aus der Zeit vom 13. Jahrhundert bis 1830 erfasst und dokumentiert“. so Gert Reichelt. Da der EVB noch weiter rund um den Marienkirchturm arbeiten wird, finden parallel dazu weitere Ausgrabungen statt. Sicher wieder mit so großem Interesse der Passanten, wie in den vergangenen Wochen.
MARLIES LINDNER"
 


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