Jugendliche drehten Film über St. Marien

„St. Marien zu Wismar – Verlust gotischer Baukunst“
lautet der Titel eines neuen Films über ein ehemaliges Wahr- zeichen der Stadt.
Von NORBERT WIATEREK

Wismar. Etwa 50 Interessierte erlebten gestern Nachmittag die Premiere der 25-minütigen Dokumentation im Filmbüro M-V an der Bürgermeister-Haupt-Straße.

„Ein beeindruckender, gut recherchierter Film, der durchaus öfter gezeigt werden sollte“, lobte Christian Schwarz nach der Aufführung. Der Pastor der St. Marien-St. Georgen-Gemeinde kommt in dem Streifen ebenso zu Wort wie Wolfgang Ferdinand vom Kirchenbauamt, Gerd Giese vom Stadtarchiv und der Buchautor André Jortzik. Außerdem äußern sich Detlef Schmidt, Dr. Martin Steinbrecher, Joachim Siedenschnur, Dr. Jürgen Gundlach, Heinz-Jürgen Sturbeck, Christa Innecken, Rainer Schwarz und weitere Zeitzeugen über die Zerstörung des Kirchenschiffs von St. Marien durch Bomben im April 1945 und die Sprengung des Kirchenschiffs auf Geheiß der SED im August 1960. Grabungsleiter Gert Reichelt zeigt, was jetzt beim Freilegen der Fundamente gefunden wurde.

Den Film – zu sehen sind auch alte Fotos und ein Amateurvideo von der Sprengung – produzierten Mandy Waschtowitz (19), Sylvi Riecke (27), Sylvia Lübcke (23) und Kurt Heuer aus Wismar. Die jungen Leute arbeiteten als Regisseure, sie interviewten und führten die Kamera. Der Schnitt erfolgte in der Medienwerkstatt des Filmbüros. „Im März dieses Jahres haben unsere Recherchen für das ,ZeitensprüngeÂ’-Projekt begonnen, gemeinsam mit weiteren Jugendlichen. Die letzten Dreharbeiten waren im Juni“, berichtete Mandy Waschtowitz, die ebenso wie ihre Mitstreiter ein Freiwilliges Soziales Trainingsjahr absolvierte. Unterstützung gab es zum Beispiel von der Hansestadt, vom Filmbüro und von der Stiftung Demokratische Jugend. Um Zeitzeugen für Interviews zu finden, seien in der OZ Annoncen geschaltet und auch Flyer ausgelegt worden. „Die Arbeiten waren oft anstrengend und wir hatten nicht immer eine Meinung. Es gab Phasen, da wollten wir alles hinschmeißen. Aber jetzt sind wir über unser Werk froh und stolz auf das Erreichte“, so Waschtowitz.

„Traurig, dass St. Marien abgerissen wurde“, meinte Sylvia Lübcke. „So ein schönes Wahrzeichen für Wismar.“ Wolfgang Ferdinand sagte gestern: „Es war ein Frevel, die Kirche zu sprengen, ein kulturhistorisch äußerst wertvolles Bauwerk.“ Detlef Schmidt sprach sich im Film für den Wiederaufbau des Gotteshauses aus, von dem nur noch der Turm steht.


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